Langeweile kann eine Chance sein - nutze sie

Die Zeit vergeht nur langsam, während du öde Admin-Aufgaben vor dir herschiebst und dich nach Ablenkung im Meeting sehnst. So äussert sich Langeweile bei der Arbeit. Sich bei der Arbeit zu langweilen gilt als Tabu. Dabei ist Langeweile ein wichtiges Gefühl; sie sollte nur nicht chronisch werden. Wie können du und dein Team einen gesunden Umgang mit Langeweile entwickeln?

Von der Arbeit gelangweilt? Ich bestimmt nicht!

Langeweile ist in der heutigen Leistungsgesellschaft ein Tabu. Allgemein gilt: Wer sich langweilt, ist nicht wichtig genug, um abwechslungsreiche Tätigkeiten zu haben, kann sich nicht selbst motivieren oder ist nicht proaktiv genug (folglich selbst Schuld). Doch Langeweile ist nicht Faulheit und hat vielschichtige Ursachen. «Nichts zu tun haben» ist dabei nur ein Aspekt. Der Hauptgrund, warum Mitarbeitende sich scheuen, sich zu melden, wenn sie weniger zu tun haben, ist die Angst, wegrationalisiert zu werden oder eine stupide Aufgabe zu bekommen – das Archiv sollte doch bestimmt mal wieder ausgeräumt werden ;-). Daneben gibt es allerdings eine ganze Reihe monotoner, uninteressanter und wenig bereichernde Aufgaben, die ebenfalls zu Langweile führen können. So klagen auch Führungskräfte gelegentlich über Langeweile (also in anonymen Befragungen), z.B. aufgrund wenig zielführender Meetings oder zu viel Bürokratie.

Weshalb wir uns über Langeweile freuen sollten

Obwohl Langeweile unangenehm ist, würdest du ohne sie vermutlich nicht weiterkommen im Beruf und Leben generell. Denn durch Langeweile merken wir Menschen, dass wir unsere Energie und Zeit nicht sinnvoll einsetzen und unsere Ziele und Situation hinterfragen sollen. Dabei können wir zu drei Schlüssen kommen: Erstens können wir proaktiv werden und störende Prozesse, Strukturen oder Arbeitsinhalte ändern oder im Extremfall beschliessen, den Arbeitsplatz zu wechseln. Eine neue Herausforderung zu suchen gilt bekanntlich als populärer Kündigungsgrund. Zweitens können wir uns die Wichtigkeit einer Tätigkeit in Erinnerung rufen und so wieder eine Identifikation mit unserer Arbeit erreichen. Wir sagen uns dann z.B.: „Die Buchhaltung ist zwar mühsam, aber ich brauche solide Bücher, damit meine nächste Idee finanziert wird“. Oder drittens empfinden wir unsere Arbeit als wenig sinnvoll und langweilig, sehen aber keine Möglichkeit, wie wir da herauskommen können. Hier kommt dann «Boreout» ins Spiel.

Von Langeweile zu „Boreout“

«Boreout» hat in den letzten Jahren als Modewort die Runde gemacht und beschreibt eine chronische Langeweile, die sich in Lethargie niederschlägt. Als Ursache wird Unterforderung bei der Arbeit zugeschrieben, die nicht überwunden werden kann. «Boreout» ist jedoch als Konzept umstritten, da der Begriff suggeriert, es handle sich um ein Gegenstück zu «Burnout» und damit um ein medizinisches Symptom. Boreout ist keine Diagnose, und es kann auch nicht trennscharf von «Burnout» abgegrenzt werden (Lese hier unseren Artikel über Burnout und wie du präventiv dagegen angehen kannst). Egal ob chronisch unter- oder überfordert bei der Arbeit, im Extremfall folgt in beiden Fällen ein Zustand, der einer Depression ähnelt. Unabhängig von der Begriffsfrage lohnt es sich, bei Langeweile genauer hinzuschauen, um einen chronischen Zustand zu vermeiden und das Veränderungspotential von Langeweile zu nutzen.

Langeweile angehen

Langeweile bietet, solange sie nicht chronisch ist, Potential für Veränderungen. Als Führungskraft und im Team ist es wichtig, dieses Potential zu erkennen und daher Langeweile nicht zu tabuisieren. Was dabei hilft: Humor und das Wissen, dass Langeweile gemäss Forschung mit einer erhöhten Intelligenz in Zusammenhang steht – na, langweilst du dich immer noch nicht ;-)?. Bei Schwankungen in der Arbeitsmenge lohnt es sich, flexible Arbeitszeiten zu ermöglichen, da Mitarbeitende, die nichts zu tun haben, dazu tendieren können, andere Mitarbeitenden abzulenken oder nicht zielführende Initiativen zu starten (z.B. könnte man ja die eine Mini-Problemstellung in einem halbtägigen Teamworkshop besprechen…). Ist eher die Art der Tätigkeit langweilig, kannst du durch die Kommunikation von Sinnhaftigkeit Ansatzpunkte bieten, um besser mit der Langeweile umzugehen (lese hierzu unseren Artikel zu Purposeful Leadership). Ihr könnt auch spielerische Elemente wie Wettbewerbe (z.B. hinsichtlich Schnelligkeit oder Anzahl Kund*innen, die ihr zum Lachen bringt) einführen, um die Motivation zu steigern. Das Stichwort hier heisst «Gamification» und beinhaltet Strategien, die die meisten Menschen auch von sich aus zur Selbstmotivation nutzen. Schliesslich ist es auch legitim zu hinterfragen, ob langweilige Meetings oder bürokratische Prozesse wirklich notwendig sind und sie gegebenenfalls optimiert werden können. Durch den konstruktiven Umgang mit Langeweile kann so sogar die Effizienz der Organisation gesteigert werden.

Wir hoffen, du hast nun einen besseren Zugang zur Langeweile und freust dich, dass sie dich von Energie- und Zeitverschwendung warnt.

Wir hoffen, du hast nun einen besseren Zugang zur Langeweile und freust dich, dass sie dich von Energie- und Zeitverschwendung warnt.

Quellen:

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